Besonders während der Zeit rund um die Kalbung lassen sich homöopathische Mittel gut beim Milchvieh einsetzen. Welche Präparate geeignet sind, erklärt Tierheilpraktikerin Angela Esser.

Homöopathische Mittel werden nicht nur bei Menschen eingesetzt, auch bei Tieren finden sie zunehmend ihre Daseinsberechtigung. Wer glaubt, hierbei handelt es sich nur um Kleintiere oder Pferde, der irrt – auch bei Kühen kommen sie vor allem in Form von Kügelchen (Globuli) zum Einsatz. Besonders häufig werden homöopathische Präparate rund um die Kalbung angewendet. Ähnlich wie bei Medikamenten muss der Anwender aber wissen, welches Präparat wann für welche Krankheitssymptome eingesetzt werden darf.

Die Geburtsphase

In der Regel beträgt die Dauer der Tragezeit beim Rind 280 Tage. Durch eine rektale Untersuchung kann die Trächtigkeit etwa von der sechsten Woche an festgestellt werden. So liegen bei der Kuh die etwa walnussgroßen Eierstöcke (Ovarien) innerhalb der Bauchhöhle und sind bei der Rektaluntersuchung mit der Hand zu erreichen und so einer Untersuchung zugänglich. Die Eierstöcke produzieren die Hormone, die für die Fruchtbarkeit und die Trächtigkeit verantwortlich sind. Es sind die brunsterzeugenden Östrogene und die trächtigkeitsfördernden Progesterone. Mit der Befruchtung der Eizelle und deren Einnistung in die Schleimhaut des Uterus beginnt die Trächtigkeit.

Die leere Gebärmutter (Uterus) einer Kuh ist etwa so groß wie eine starke Männerfaust. Damit ein Kalb von rund 30 bis 50 kg plus 25 l Fruchtwasser und etwa 9 kg Eihäute in den Uterus hineinpassen, muss sich dieses Hohlorgan während der Trächtigkeit stark dehnen. Nach der Geburt bildet sich die Gebärmutter zwar zurück, dennoch bleibt sie bei Kühen, die mehrfach gekalbt haben, oft größer als vorher.

Die Geburt besteht darin, dass der geburtsreife Fetus in die Außenwelt hinüberwechselt. Dazu gehört das Ausstoßen der Nachgeburt (Eihäute). Da die Geburt aus mehreren Phasen besteht, gilt ab hier besondere Aufmerksamkeit gegenüber der trächtigen Kuh bzw. dem Rind. Mehrere Tage oder auch Wochen vor der Geburt beobachtet man erhebliche Veränderungen am Tier, die auf die Einwirkungen der östrogenen und progesteronen Hormone zurückzuführen sind. Während im Laufe der Trächtigkeit die Progesterone regieren, verlieren sie zum Ende ihre Wirkung. Nach und nach stellt sich dann die Wirkung der Östrogene ein. Das Gemüt des Rindes verändert sich, es kommt zu Nestbauverhalten, zu Unruhe, oft zu Brunstsymptomen, sodass der Landwirt meinen könnte, das Rind sei gar nicht trächtig. Zudem lockern die Gewebe auf und es wird Gewebswasser eingelagert, welches die Erweiterung der Geburtswege fördert. Diese Wasseransammlungen (Ödeme) sind normale Symptome, die am Euter, an der Scheide und am Unterbauch zu beobachten sind. Bei älteren Kühen können diese Erscheinungen jedoch so ausgeprägt sein, dass sie durch das Hängeeuter zu Beschwerden, wie Bewegungsstörungen oder Hautrissen, führen. In diesem Fall ist die Gabe von Apis hilfreich, da sie zu einer Normalisierung des Euters führt. Das heißt, ein bis zwei Gaben Apis D 12 im Abstand von 24 Stunden sollten dem Tier in die Scheide oder ins Flotzmaul gegeben werden. Eine Gabe entspricht hierbei zehn Globuli.

Globuli können unterstützen

Durch die Auflockerung der Bindegewebe, der Muskulatur sowie die Veränderungen an den Schleimhäuten erweitert sich der Geburtsweg. Genauer gesagt, unter der Wirkung von Östrogenen dehnt sich der aus drei Teilen bestehende knöcherne Geburtskanal (Kreuzbein, Darmbein, Beckensymphyse). Hierdurch entstehen Spielräume bis zu mehreren Zentimetern, die für die Austreibungsphase der Geburt und für deren Gelingen entscheidend sein können. Der weiche Geburtsweg (Scheide und Scham) produziert in dieser Phase – bedingt durch den Einfluss der östrogenen Hormone – dünnflüssigen, gleitfähigen Schleim, der für das Gelingen der Geburt wichtig ist.

Alle diese beschriebenen Vorgänge können vom Landwirt unterstützt werden, indem er vier Wochen vor der Geburt seiner melk werdenden Kuh Pulsatilla D 30, als einmalige Gabe, verabreicht. Es genügen zehn Globuli, die möglichst ins Flotzmaul eingegeben werden sollten. Wichtig ist generell der Schleimhautkontakt bei der Eingabe der Globuli. Mit Pulsatilla kalbt eine Kuh leichter ab, da sich durch das homöopathische Mittel die zur Geburt benötigten Hormone besser einstellen.

Globuli - Globuli zur Kalbung

Homöopathische Mittel in Form von Globuli werden bei Kühen oft während des Geburtszeitraums eingesetzt.

Bewährt haben sich auch die sogenannten „Flutschtropfen“, Caulophyllum D 4. Sie erweitern die Geburtsgänge und „befeuchten“ die Geburtswege. Caulophyllum D 4 sollte daher eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin einmal täglich als eine Gabe in die Scheide oder ins Flotzmaul verabreicht werden.

Bei älteren Kühen kommt gelegentlich auch Wehenschwäche vor. Das homöopathische Mittel Sabina D 6 kann in diesem Fall eingesetzt werden. Sabina führt zu einer rhythmischen Kontraktion der glatten Muskulatur – vor allem am Uterus und ist in allen Fällen hilfreich, bei denen eine mangelhafte Beweglichkeit der Uterusmuskulatur die Ursache für eine Störung ist. Die Kalbung findet ihren Abschluss mit dem Abgang der Nachgeburt. Oft liegt bei verzögertem Abgang der Nachgeburt beim Rind eine Störung bei der Ablösung der Eihäute von der Gebärmutterschleimhaut vor. Entzündungsvorgänge im Körper des Rindes, wie zum Beispiel Klauenerkrankungen oder Euterentzündungen, können das Nachgeburtsverhalten entscheidend beeinträchtigen. Die Gefahr einer bakteriellen Zersetzung der Eihäute, die nach der Geburt ein totes Gewebe darstellen, kann das Allgemeinbefinden der Kuh mehr oder weniger beeinträchtigen. So ist es sinnvoll, der abgekalbten Kuh unmittelbar nach der Geburt eine Gabe Sabina D 6 zu verabreichen. Das Mittel wirkt schnell und hat sich in der Praxis bewährt. Es sorgt wie oben erwähnt für eine gesteigerte Beweglichkeit der Uterusmuskulatur und fördert hierdurch das Herauskommen der Nachgeburt.

Ist die Kuh durch eine lang andauernde Geburt erschöpft, kann auch eine Gabe Arnica D 30 hilfreich sein.

Fazit: Durch homöopathische Mittel wird der Kuh bzw. dem Rind die Kalbung erleichtert. Daneben beugen die Präparate Krankheiten und Schmerzen vor und damit auch wirtschaftlichem Schaden. Die meisten Präparate können in der Apotheke bestellt werden, wie die oben genannten Mittel. Sprechen Sie die Behandlung jedoch vorher mit Ihrem Tierheilpraktiker ab. Homöopathika, die nicht für Lebensmittel liefernde Tiere zugelassen sind, müssen von einem Tierarzt vor der Anwendung umgewidmet werden. Nicht vergessen: Auch die Verwendung von Globuli muss in das Bestandsbuch eingetragen werden.

Autor: Angela Esser