AHORNSAMEN KÖNNEN ZUR GEFAHR WERDEN

In diesem BLOG erfahrt ihr, wie es zur Erkrankung kommt, welche Symptome früh warnen und welche Maßnahmen helfen, um eure Pferde sicher durch die Weidesaison zu bringen.

Wenn wir hier in unserer schönen Heimat, durch die Wälder und entlang der Weiden blicken, fällt uns eines auf, denn zwischen Buchen, Eichen und anderen Bäumen stehen vielerorts stattliche Bergahorne – oft beeindruckend in ihrer Größe, doch für Pferde birgt dieser Baum eine ernste Gefahr.

Achtung, Ahornsamen! Die atypische Weidemyopathie (AM) ist eine Erkrankung, die leider immer wieder – und oft völlig unerwartet – auftritt. Sie führt bei den betroffenen Pferden zu schweren, oft tödlichen Muskelschäden.

Gerade im Herbst und im Frühjahr kommt es vermehrt zu Fällen, wenn Samen oder Keimlinge auf den Weiden liegen. Umso wichtiger ist es, die Risiken zu kennen und gezielt vorzubeugen.

Was ist eigentlich die atypische Weidemyopathie?

Die atypische Weidemyopathie ist eine sehr plötzlich auftretende Muskelerkrankung bei Weidepferden. Sie wird durch ein pflanzliches Gift ausgelöst, das den Energiestoffwechsel der Muskulatur massiv stört – mit zum Teil lebensbedrohlichen Folgen.

Oft sind es völlig gesunde, fitte Pferde, die urplötzlich schwere Symptome zeigen. Leider endet die Erkrankung ohne sofortige Behandlung häufig tödlich – deshalb ist Aufklärung und schnelles Handeln so wichtig!

Woher kommt die Erkrankung?

Auslöser ist das Toxin Hypoglycin A, das in Samen und Keimlingen des Bergahorns vorkommt. Auch andere Ahornarten (wie Eschen-Ahorn) können das Gift enthalten, jedoch gilt der Bergahorn als Hauptverursacher.

Die Samen des Ahorns können sich durch ihre Propellerform durch Wind und Wasser leicht verbreiten – oft über mehr als 100 Meter vom Baum entfernt. Besonders gefährlich wird es auf abgefressenen oder kahlen Weiden, auf denen Pferden kaum Nahrung finden und deshalb die Samen und Keimlinge mit aufnehmen.

Im Körper wird Hypoglycin A zu giftigen Stoffwechselprodukten umgewandelt (z.B. MCPA-CoA), die bestimmte Enzyme blockieren, die für den Fettstoffwechsel in der Muskulatur wichtig sind.

Dadurch können die Muskelzellen nicht mehr genügend Energie erzeugen, vor allem solche, die stark auf Fettsäureverbrennung angewiesen sind, wie z.B. Teile der Skelettmuskulatur.

Ahornbäume! Achtung der Ahornsamen als Risiko

Woran erkennt man die Krankheit beim Pferd?

Die Symptome treten meist sehr plötzlich und akut auf – oft innerhalb von 12 bis 48 Stunden nach Aufnahme des Gifts.

Viele dieser Anzeichen ähneln einer klassischen Muskelerkrankung, wie dem Kreuzverschlag. Gerade das macht es so schwer, die atypische Weidemyopathie eindeutig zu erkennen – und genau deshalb ist schnelles Handeln so entscheidend.

Wie wird die Erkrankung beim Pferd diagnostiziert?

Eine gesicherte Diagnose basiert auf mehreren Schritten:

Anamnese:

  • Wann traten die Symptome auf? Gab es Ahornbäume in der Nähe?

Symptome und Umgebung:

  • Gibt es Hinweise auf Samen oder Keimlinge auf der Weide?

Laboruntersuchung:

  • Erhöhte Muskelwerte im Blut, zB. CK (Creatinkinase)
  • Nachweis von Hypoglycin A (HGH) bzw. der Stoffwechselprodukte
  • Überprüfung der Nierenwerte – wichtig Muskelzerfall

Wie sieht die Behandlung beim Pferd aus?

Weidemyopathie beim Pferd

Leider gibt es kein Gegengift gegen das Ahorntoxin. Die Therapie erfolgt symptomatisch, das heißt, es geht darum, die wichtigsten Körperfunktionen eures Pferdes zu stabilisieren:

  • Intensive Infusionstherapie
  • Schmerzmittel und Muskelentspannende Medikamente
  • Glukose oder andere Energielieferanten
  • Unterstützende Maßnahmen wie Ruhe, Wärme, Stressvermeidung
  • Überwachung der Nierenfunktion und Vitalparameter

Was tun, um eine Erkrankung vorzubeugen?

Ahornbäume in der Umgebung der Weide sollten zunächst sicher bestimmt werden, beispielsweise mit Hilfe der App Flora Incognita. Samen und Keimlinge sind regelmäßig zu entfernen, insbesondere in den Herbst- und Wintermonaten.

Weiden, die stark abgefressen sind, sollten in dieser Zeit gemieden oder es sollte zusätzlich Raufutter angeboten werden, um ein übermäßiges Aufnehmen von Pflanzenmaterial zu vermeiden.

Ein Rückschnitt der Bäume sollte nur erfolgen, wenn diese keine Samen tragen. Je nach Gefährdung kann eine partielle Nutzung der Weide sinnvoll sein; in stärker betroffenen Bereichen empfiehlt es sich, größere Flächen abzusperren.

Auch benachbarte Weiden sollten im Blick behalten werden, da Ahornsamen durch den Wind über mehrere hundert Meter verbreitet werden können.

Ahornbäume! Achtung der Ahornsamen als Risiko

Die atypische Weidemyopathie beim Pferd ist heimtückisch und kommt oft ohne Vorwarnung. Mit dem nötigen Wissen, genauer Beobachtung und präventiver Maßnahmen könnt ihr das Risiko für Weidepferde im Herbst und Frühjahr erheblich senken.

Im Verdachtsfall rate ich euch zu einer Laboruntersuchung auf HGA und weiteren wichtigen Blutparametern.

Bleibt gesund und kommt gut durch den Herbst!

Fühlt euch ganz herzlich gegrüßt,
Eure Angela Esser, Tierheilpraktikerin aus Leidenschaft